Die Wiederaufnahme der weltweiten Geschäftsreisetätigkeit steht für Dan Monheit, den Mitbegründer der australischen Kreativagentur Harthat, außer Frage. Trotz des zwischenzeitlichen Booms von Online-Videokonferenzsystemen.
Die Situation ist mittlerweile hinreichend bekannt: Als im letzten Jahr die Wiederaufnahme von Geschäftsreisen bevor stand, schlug das Coronavirus in Form der Omikron Variante erneut zu und die Aktien von Video-Systemanbietern wie Zoom, die bereits auf dem absteigenden Ast waren, boomten erneut. Die meisten global tätigen Unternehmen hatten erkannt, dass Online-Verhandlungen nicht für reale Geschäftsabschlüsse ausreichen und die Videokonferenzsysteme, auch wenn sie noch so hoch entwickelt sind, nicht die Lösung für die Zukunft sein können.
Omikron war natürlich ein Rückschlag für die gesamte Geschäftsreisebranche. Es wurden erneut Stimmen laut, die fragten, ob nach dem erfolgreichen Einsatz von Zoom & Co überhaupt noch Bedarf für persönliche Treffen und Reisen zu Konferenzen oder Kongressen besteht. Immer wieder wurde der Wert von Geschäftsreisen hinterfragt, wenn man mithilfe moderner Technologien bequem online kommunizieren kann und dabei Geld und Zeit spart, die man mit der Reise zu einem Termin oder mit einer persönlichen Besprechung in einer anderen Stadt oder einem anderen Land verbringen würde.
Es wurde auch über dauerhafte Verhaltensänderungen spekuliert, jedoch deuten die Ergebnisse vieler Umfragen laut Dan Monheit darauf hin, „dass wir aufgehört haben zu reisen, weil wir es mussten, nicht weil wir es wollten.“ Konsequenterweise folgte in den USA, Europa und auch in Australien auf einen deutlichen Rückgang der COVID-19-Beschränkungen, der Fallzahlen oder der Schwere der Erkrankungen ein rascher Aufschwung bei Inlandsreisen.
Wenn man nun die Vorteile von Online-Meetings und Geschäftsreisen gegeneinander abwägt, steht oft die „unglaubliche Effizienz“ im Vordergrund. Aber ist das in Wirklichkeit das entscheidende Kriterium? Sicherlich ist Effizienz ein Teil der Gleichung, aber sie ist bei weitem nicht alles, insbesondere wenn man bedenkt, wie viele wertvolle Tätigkeiten von Natur aus ineffizient sind: Kreativität, Gastfreundschaft, wissenschaftliche Entdeckungen und der Aufbau von Beziehungen, um nur einige zu nennen.
Und schließlich sollten wir nicht unterschätzen, wie wichtig die „gute Chemie“ zwischen Menschen ist, wenn man sich mit Gleichgesinnten, Kollegen oder potenziellen Geschäftspartnern trifft, um Ideen (zusammen mit ein oder zwei Getränken) auf einer Konferenz oder in einem neuen Geschäftsumfeld auszutauschen bzw. Verträge auszuhandeln. Trotz aller guten Absichten und des menschlichen Anspruchs, rationale Pragmatiker zu sein, werden die meisten (geschäftlichen) Entscheidungen immer noch nach dem Bauchgefühl getroffen. Mit wem könnte ich tagtäglich zusammenarbeiten? Wer ist anständig? Wer wird das Projekt wahrscheinlich nicht vermasseln und die geplante Kooperation nicht gefährden? Ein persönliches Treffen bedeutet, dass man sich gegenseitig einschätzen und anhand körperlicher Anzeichen erkennen kann, ob jemand voller Selbstvertrauen ist oder nur so daherredet. Das allein ist schon jede Reise wert.