Noch ist die Corona Pandemie nicht überwunden, aber die meisten der großen europäischen (und internationalen) Airlines melden in diesem Jahr sprunghaft steigenden Buchungszahlen. Das gilt auch für die deutsche Lufthansa, die laut Konzernchef Carsten Spohr das Vor-Pandemie-Niveau schon vor dem ursprünglich angestrebten Jahr 2025 wieder erreichen könnte. 

Vorausgesetzt, das Coronavirus macht keinen erneuten Strich durch die Rechnung oder andere Katastrophen sorgen nicht für einen Buchungseinbruch. 

Die Passagierzahlen stiegen bei Lufthansa im ersten Quartal auf über 13 Millionen, im gleichen Quartal 2021 lag sie bei 3 Millionen. Das ist mehr als eine Vervierfachung innerhalb eines Jahres, wie Spohr auf der Hauptversammlung berichtete. Auch die Zahl der Flüge stieg im ersten Quartal um 230 Prozent auf mehr als 135.500 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Spohr betonte, dass die Neubuchungen von Woche zu Woche kräftig zunehmen, was vor allem die Reiselust von Urlaubs- und Freizeitreisenden zeige. Um der Nachfrage gerecht zu werden, habe man bereits zum Ende des Quartals die Kapazitäten erhöht. Boomende Ziele gibt es in den Vereinigten Staaten, in Südamerika und im Mittelmeer-Raum.

Auch der Geschäftsreisebereich zieht wieder kräftig an. Gerade in diesem früher so wichtigen Segment will Lufthansa bis zum Jahresende rund 70 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht haben, im nächsten Jahr sollen es zirka 95 Prozent sein. Eine vollständige Erholung könnte damit schon vor 2025 erreicht werden. 

Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Zwar hat Lufthansa im vergangenen Jahr die Corona-Hilfen des deutschen Staates zurückgezahlt, musste aber zugleich neue Schulden machen. Der Schuldenberg des Konzerns wuchs auf 16,7 Mrd. Euro. Trotzdem muss die Airline ihre Flotte erneuern, um Spritverbrauch und CO2-Ausstoß möglichst niedrig zu halten. Spohr verkündete daher die Bestellung von 17 neuen Langstreckenmaschinen bei Boeing, sieben B787-Passagiermaschinen und zehn B777-Frachter. Eine weitere Belastung sind die steigenden Ölpreise, allerdings werden die zusätzlichen Kosten weitgehend an die Passagiere über höhere Ticketpreise weitergegeben. Während der Pandemie wurden bereits 36.000 Stellen abgebaut. Lufthansa wird dennoch gezwungen sein, Teile des Konzerns zu verkaufen, beispielsweise das Kreditkartengeschäft AirPlus, die Catering-Firma LSG und Teile der Wartungstochter „Lufthansa Technik“. 

Ähnliches verkündete gerade auch der Konkurrent Air France/KLM. Zu Beginn des ersten Quartals wurde das Geschäft durch die Omikron-Welle beeinträchtigt, insbesondere das Kurz- und Mittelstreckengeschäft. Der Ausbruch des Ukraine Konflikts und die in Folge erhöhten Spritpreisen führte zu einem Buchungsrückgang. Sehr ermutigend war dagegen der März, da die Nachfrage nach Geschäfts- und Premiumflügen deutlich zunahm. Die Nachfrage nach Geschäftsreisen erreichte etwa 70 Prozent des Niveaus von 2019. Auch das französisch-niederländische Duo kämpft mit steigenden Ölpreisen und gibt diese an die Passagiere weiter.

Ganz ähnlich sind die Zahlen für das erste Quartal sowie die Prognosen bei der British-Airways/Iberia-Muttergesellschaft International Airlines Group (IAG). Die Omikron-Virus-Variante ließ im Januar die Nachfrage im Geschäftsreiseverkehr sinken. Die Verluste konnten allerdings im März durch die solide Rückkehr des Geschäftsreisesegments ausgeglichen werden. Nach Aussage eines IAG-Vorstandsmitglieds verbesserte vor allem „die fortgesetzte Lockerung der staatlichen Reisebeschränkungen“ die Nachfrage, auch in den Premiumklassen. Der Umsatz bei BA stieg von 20 Prozent des 2019-Niveaus im Januar auf 40 Prozent im März. Noch besser sind die Ergebnisse bei der Partner-Airline Iberia, wo der Umsatz von 40 auf 60 Prozent stieg.

„Die teilweise Erholung des Geschäftsreiseverkehrs steht im Einklang mit der Rückkehr vieler Unternehmen ins Büro, insbesondere in London, Madrid und den USA“, so IAG-Finanzvorstand Nicholas Cadbury. Insgesamt erreicht das Geschäftsreisesegment etwa 67 Prozent des Niveaus aus dem Jahr 2019. Insbesondere Reisende aus dem Bank- und Finanzwesen sind wieder regelmäßig auf den Nordatlantik-Strecken unterwegs, wo die Buchungen im März fast 100 Prozent des Niveaus von 2019 erreichten.

IAG rechnet damit, ab dem zweiten Quartal und für das Gesamtjahr 2022 „auf operativer Ebene“ profitabel zu sein, sagte CEO Louis Gallego, trotz eines erheblichen Anstiegs der Kerosinpreise.

(red)