Die Kombination aus Geschäftsreise und Urlaub, auch als Bleisure Travel bekannt, ist ein global wachsendes Segment. In Deutschland bleibt dieses Potenzial jedoch weitgehend ungenutzt, wie eine Studie der Internationalen Hochschule (IU) Erfurt zeigt.
Fast 70 % der Anbieter aus den Bereichen Hotellerie, Gastronomie, Destinationsmanagement und MICE (Meetings, Incentives, Conferences, Events) bieten keine speziellen Bleisure-Produkte an. Dabei gilt Bleisure als lukratives Segment, das weltweit auf 180 Mrd. Euro an Reiseausgaben geschätzt wird.
In Deutschland könnten mehr als 80 % der Geschäftsreisenden ihren beruflichen Aufenthalt um private Tage verlängern – ein weitaus höherer Anteil als in vielen anderen Ländern. Die Generationen Y und Z, also die zwischen 1980 und 2010 Geborenen, sind besonders an dieser Reiseform interessiert. Sie verbinden ihre Geschäftsreisen gerne mit Freizeitaktivitäten, genießen Kultur, Gastronomie und Freizeitangebote vor Ort und verfügen über ein höheres Ausgabebudget.
Warum bleibt das Potenzial ungenutzt?
Trotz der großen Nachfrage gibt es in Deutschland kaum Kooperationen zwischen verschiedenen Anbietern, um attraktive Bleisure-Pakete anzubieten. Nur 28 % der Befragten gaben an, mit anderen Partnern im B2B-Bereich zusammenzuarbeiten, um Bleisure-Angebote zu schaffen. Dies führt dazu, dass Städte, Regionen und Gastgeber wertvolle Umsatzpotenziale durch eine ausgabefreudige Zielgruppe verpassen.
Mitautor Peter Neumann, Professor an der IU, betont, dass Bleisure-Reisende bereits vor Ort seien und keine zusätzlichen Marketingkosten erforderlich seien, um sie zu gewinnen. An- und Abreise würden oft vom Arbeitgeber finanziert, was den Reisenden ein höheres Budget für zusätzliche Ausgaben in der Destination lässt.
Was müssen Anbieter tun?
Um dieses Potenzial besser zu nutzen, ist eine strategische Produktentwicklung unerlässlich. Es gilt, die Erwartungen von Bleisure-Reisenden besser zu verstehen und maßgeschneiderte Angebote zu entwickeln, die deren Zeit- und Finanzbudgets berücksichtigen. Dazu gehört auch, dass die Reisenden trotz ihrer Freizeit beruflich erreichbar bleiben können. Kommunikation spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Die Verlängerung einer Geschäftsreise um private Tage wird häufig schon vor der Reise geplant. Entsprechende Angebote sollten daher frühzeitig und gezielt kommuniziert werden.
Zusätzlich sollten Anbieter auf Kooperationen zwischen verschiedenen Sektoren setzen, um ein umfassendes und attraktives Bleisure-Erlebnis zu schaffen. Dies könnte durch die Zusammenarbeit zwischen Hotels, Freizeit- und Kulturinstitutionen sowie Mobilitätsdienstleistern geschehen. Dadurch könnte eine deutliche Steigerung der touristischen Wertschöpfung für Destinationen, das Gastgewerbe und die MICE-Branche erreicht werden.
Fazit: Bleisure als Wachstumschance
Bleisure Travel bietet für Deutschland eine große Chance, die Wertschöpfung im Tourismus zu steigern. Mit einer besseren Vernetzung, gezielter Produktentwicklung und proaktiver Kommunikation können Anbieter diese ausgabefreudige Zielgruppe besser erreichen. Angesichts der Tatsache, dass die Reisenden bereits vor Ort sind und der Arbeitgeber die Hauptkosten trägt, eröffnet Bleisure Travel zahlreiche neue Geschäftsmöglichkeiten für die deutschen Destinationen und das Gastgewerbe.
Die Studie steht hier zum Download bereit.