Die Zahl der Geschäftsreisen deutscher Unternehmen ist in 2023 wieder deutlich gestiegen, um 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ebenso wie die Zahl der Reisenden (+18%). Allerdings liegen diese Zahlen noch immer deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau, was laut „VDR-Geschäftsreiseanalyse 2024“ hauptsächlich an den enorm gestiegenen Kosten liegt.
Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) hat nun die endgültigen Zahlen aus der jährlichen „Geschäftsreiseanalyse“ vorgelegt. Deutlich ist dabei, dass 2023 Bewegung in den Geschäftsreisemarkt gekommen ist. Gezählt wurden 9,9 Millionen Geschäftsreisende (+18 % zumVorjahr), die 116,7 Millionen Reisen unternommen haben (+55 %), obwohl die deutsche Wirtschaft einen Rückgang des BIP um 0,3 Prozent hinnehmen musste. Mehrere Faktoren wie Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg belasteten die deutsche Wirtschaft mehr als andere europäische Länder.
Trotz dieser Entwicklung liegen die Zahlen aber immer noch unter denen des Jahres 2019, dem letzten vor der Corona-Pandemie. Ob diese Spitzenwerte aber überhaupt noch einmal erreicht werden, ist fraglich. Denn im Vergleich zu dieser Zeit planen deutsche Unternehmen ihre Geschäftsreisen heute zurückhaltender, was überwiegend an den stark gestiegenen Kosten liegt. So wurden im vergangenen Jahr insgesamt 46,2 Milliarden Euro für Geschäftsreisen ausgegeben, das sind zwar 72 Prozent mehr als im Jahr zuvor (26,9 Mrd. Euro), aber immer noch 17 Prozent weniger als 2019 (55,3 Mrd. Euro). Die durchschnittlichen Kosten pro Reise betrugen im Jahr 2023 409 Euro, eine Steigerung um zehn Prozent (2022: 371 Euro). Gegenüber 2019 liegt die Steigerung bei 31 Prozent (312 Euro).
Es gibt aber noch andere Gründe dafür, dass weniger gereist wurde als vor Corona. Denn Geschäftsreisen werden heute sorgfältiger geplant, vor der Genehmigung muss ein klarer Nutzen für das Unternehmen nachgewiesen werden, der auch im Nachgang geprüft wird. Waren Geschäftsreisen früher eher ein Kostenfaktor, „werden sie heute als wertvolle Investitionen angesehen“, schreibt der VDR in seiner Analyse. Nachdem die Reisetätigkeiten während der Pandemie fast zum Erliegen gekommen waren, „erkennen Unternehmen heute den Nutzen persönlicher Treffen und Netzwerke für Beziehungen, Wissenstransfer und Innovationen.“ Diesen Mehrwert bestätigen in der aktuellen Umfrage 97 Prozent der Führungskräfte.
Ein wachsendes Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in der Firmenpolitik sind weitere Gründe, warum die Anzahl der Reisen reduziert wurde, dafür aber die Länge der einzelnen Reise gestiegen ist: Termine werden gebündelt und innerhalb eines Trips abgearbeitet. Tagesreisen wurden zurück gefahren, um doppelte Flugkosten zu sparen und die Umwelt zu schonen.
Einen großen Wandel erlebt vor allem der Bereich Mobilität. Der Umstieg vom Flug auf die Bahn, vom Dienstwagen auf das Jobrad und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel schont nicht nur die Kasse, sondern auch die Umwelt. Und nicht zuletzt tragen neue Arbeitsmodelle zu mehr Flexibilität bei, wodurch Unternehmen die Mitarbeiterzufriedenheit, die Talentgewinnung und sogar die Produktivität erhöhen können.
Die VDR-Geschäftsreiseanalyse 2024 enthält viele Details und Fakten, die ein gutes Bild vom deutschen Geschäftsreisemarkt zeichnen. Sie kann kann hier heruntergeladen werden (für VDR-Mitglieder kostenlos):