Der deutsche Reiseverband (DRV) beklagt, dass vor allem auf europäischer Ebene die Politik in Krisensituationen wie der Corona-Pandemie nicht schnell genug reagieren kann. Entscheidungsprozesse dauerten einfach zu lange.
Das müsse sich in der überarbeiteten Pauschalreiserichtlinie, die im nächsten Jahr verabschiedet werden soll, ändern.
DRV-Hauptgeschäftsführer Dirk Inger sagte dazu auf einer Tagung des europäischen Dachverbands ECTAA: „Bei umfassenden Störungen der Reisekette in mehreren EU-Mitgliedsstaaten wie beispielsweise einer weltweiten Reisewarnung müssen Mechanismen greifen, die Reisende und Reiseunternehmen gleichermaßen schützen.“ Man erwarte einen entsprechenden Vorschlag der EU Kommission.
Er plädierte auch für einen fairen Wettbewerb. „Pauschalreisen stehen nicht nur im Wettbewerb untereinander, sondern Kunden vergleichen sie auch mit Einzelleistungen, die deutlich geringeren Verbraucherschutzanforderungen unterliegen.“ Wenn der Verbraucherschutz in der neuen Richtlinie noch weiter ausgebaut werden sollte, bestehe die Gefahr, dass die preissensiblen Kunden sich verstärkt den weniger geschützten Einzelleistungen zuwenden.
Schützen will Dr. Ute Dallmeier, Geschäftsführerin Lufthansa City Center Niederrhein, insbesondere die rund 10.000 Reisebüros in Deutschland, da sie maßgeblich zur Wiederbelebung des Reisesektors nach der Pandemie beitragen. Außerdem seien sie die besten Verbraucherschützer im Sinne ihrer Kunden, denn sie beraten Urlauber und Geschäftsreisende unabhängig und helfen ihnen, die besten Angbote zu finden. Aber durch das wachsende Dickicht aus Vorschriften, Regulierungen und Gesetzen werden gerade diese unabhängigen Unternehmen schier erdrückt. Das müsse die neue Richtlinie verhindern.
Ziel der EU-Pauschalreiserichtlinie, die in Deutschland seit 2018 bei Reisebuchungen angewendet wird, war ursprünglich ein verbesserter Kundenschutz in allen Mitgliedstaaten der EU. Allerdings wurde sie wegen der zahlreichen Auflagen für Reisebüros und Veranstalter und der damit verbundenen Bürokratie immer wieder kritisiert. Für 2023 wird ein erster Vorschlag der EU Kommission für eine überarbeitete Richtlinie erwartet.
(red)