Das Risikomanagement hat sich traditionell auf Risiken konzentriert, die mit dem Reiseziel zusammenhängen, z. B. die Vermeidung von Kriegsgebieten oder gefährlichen Umgebungen. Es sei jedoch an der Zeit, diesen Ansatz zu überdenken und personenbezogene Risikobewertungen stärker einzubeziehen, schreibt Christine Connolley, Senior Program Manager Global Crisis Management BCD Travel.

Was bedeutet das Konzept eines individuellen Risikoprofils? Am besten lässt sich das in Bezug auf den CEO eines Unternehmens oder Mitglieder der Führungsebene darstellen. Wenn das Travel Management für diese Personengruppe eine Reise organisiert, werden zum Beispiel nur überprüfte Hotels gebucht, eine geprüfte und vertrauenswürdige Firma übernimmt den Bodentransport und den Personenschutz. Es sind also Maßnahmen, die auf der Grundlage des Risikoprofils dieser hochrangigen Personen ergriffen werden. In diesem Fall wird das erhöhte Risiko, dass mit der Position dieser Führungskräfte und ihrem persönlichen Profil verbunden ist, erkannt und es werden Maßnahmen ergriffen, um jegliche Risiken zu mindern.

Connolley plädiert deshalb dafür, im Bereich des Risikomanagements allgemein den Blickwinkel zu erweitern bzw. zu verschieben und individuelle Risikobewertungen einzubeziehen – und nicht nur für die Chefetage. Die allgemeine Risiko Bewertung und die daraus folgenden Maßnahmen wie die Vermeidung von Kriegsgebieten oder gefährlichen Umgebungen sei nicht mehr ausreichend. Die Expertin nennt einige Szenarien, die ein erhöhtes Risiko aufgrund des individuellen Profils beinhalten:

  • Ein Mitarbeiter, der mit einem iranischen Reisepass nach Israel reist. 
  • Ein chinesischer Staatsbürger, der in bestimmte afrikanische Länder reist.
  • Ein Rollstuhlfahrer, der in ein Gebiet reist, in dem es keine Infrastruktur gibt, die die Mobilität unterstützt.
  • Ein LGBTQIA+-Mitarbeiter, der nach Uganda oder einige osteuropäische Länder reist.
  • Ein Mitarbeiter aus Spanien, der mit einem Mietwagen durch die eisigen Berge Kanadas fährt.

Auch wenn die verantwortlichen Travel Manager nicht alle individuellen Profile für jede Reise überprüfen können, rät Connolley, das Thema Sicherheit in alle Aspekte eines Reiseprogramms einzubinden. Wichtig sind drei Schritte:

  1. Schaffen Sie eine Unternehmenskultur der Sicherheit: 
    Schaffen Sie eine Kultur, in der Sicherheit in jeden Aspekt des Reiseprogramms eingeflochten ist. Sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Mitarbeiter gesehen und respektiert fühlen, wobei Vertraulichkeit und Diskretion von entscheidender Bedeutung sind. Wenn Mitarbeiter darauf vertrauen, dass ihre Anliegen fürsorglich behandelt werden, sind sie eher bereit, sicherheits- und risikorelevante Themen anzusprechen.
  2. Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, Reisen abzulehnen: 
    Machen Sie sich bewusst, dass Sie nicht immer wissen, welche Faktoren das Risikoniveau eines Mitarbeiters beeinflussen könnten. Vielleicht sind sie homosexuell, aber nicht offen bei der Arbeit, oder sie sind schwanger und nicht bereit, diese Information zu teilen. Es ist wichtig, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, Reisen abzulehnen, wenn sie sich unwohl fühlen oder Sicherheitsbedenken bestehen. Sie sollten diese Entscheidung treffen können, ohne sich erklären zu müssen.
  3. Machen Sie Informationen und Unterstützung für alle Mitarbeiter zugänglich: 
    Erleichtern Sie Ihren Mitarbeitern den Zugang zu Informationen, die für die Sicherheit auf Geschäftsreisen von Bedeutung sein könnten. Dazu gehören Schulungen, Informationen zum Reiseziel und die Unterstützung durch Drittanbieter.

Quelle: bcd travel