Auch wenn Corona das Reiseverhalten nachhaltig verändert hat, geht es aktuellen Statista Prognosenzufolge bergauf. Der Krieg in der Ukraine habe darauf vermutlich nur geringen Einfluss.
Laut ihrem aktuellen „Mobility Market Outlook“ (MMO) prognostiziert Statista für 2022 ein Wachstum der weltweiten Reisebranche um voraussichtlich 48 Prozent auf über 637 Mrd. USD. Im Jahr 2023 werde die Branche laut Statistik mit fast 756 Mrd. EUR das Vorkrisenniveau sogar um rund fünf Prozent übertreffen.
Das stärkste Wachstum wird für das Jahr 2022 neben den Kreuzfahrten (+180 %) der Hotellerie mit einem Plus von 57 Prozent vorausgesagt. Sie wächst damit stärker als die Marktsegmente Privat- und Ferienwohnungen sowie Pauschalreisen.
In diesen Prognosen ist der Einfluss des Ukraine-Krieges noch nicht berücksichtigt. Nach einer Analyse der internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) war der bisher nachhaltigste Schock im globalen privaten Flugverkehr jenseits des Coronavirus die Kombination aus dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Danach sank das weltweite Passagieraufkommen in den Jahren 2001 und 2002 jeweils um ca. ein Prozent, womit der Wachstumstrend im Luftreiseverkehr kurzzeitig unterbrochen wurde, bevor im Jahr 2004 das Vorkrisenniveau wieder erreicht und überschritten wurde.
Die Kriegsparteien Russland und Ukraine hatten 2019 laut Daten der UNWTO einen Anteil von rund drei Prozent an den globalen Tourismus-Ausgaben im grenzüberschreitenden Reiseverkehr. Sollte sich der Krieg nicht ausweiten, wird er vermutlich keine erdrutschartigen Auswirkungen auf die globale Reisebranche haben.
Den Krisen zum Trotz scheinen die Menschen ihre Lust auf Reisen und Urlaube wiederzuentdecken. Laut Global Consumer Survey (GCS) von Statista planen beispielsweise über 62 Prozent der Deutschen mindestens einen Trip in den kommenden zwölf Monaten. Wie viele aus der Branche sieht auch Dr. Bernd Eisenstein, Direktor des Deutschen Instituts für Tourismusforschung, darin eine Art Nachholeffekt: „Die Reiselust hat sich während der Zeit mit umfassenden Restriktionen aufgestaut und kommt jetzt verstärkt zur Geltung.“
Die Pandemie hat das touristische Verhalten der Urlauber verändert. Knapp ein Drittel der Befragten glaubt allerdings nicht, dass das von Dauer sein wird. Bei der Wahl des Reiseziels hat sich kaum etwas verändert, Mittelmeer-Destinationen sind bei über 50 Prozent der Reisenden nach wie vor erste Wahl: Spanien, Portugal, Griechenland und Italien.