Immer häufiger müssen Führungskräfte in der Wirtschaft sozial und ökologisch nachhaltige Entscheidungen treffen, um ihr Unternehmen für die Zukunft zu rüsten. Um sie bei den richtigen Entscheidungen zu unterstützen, hat Advito, eine Tochtergesellschaft von BCD Travel, die wichtigsten Mythen rund um das Thema Nachhaltigkeit entlarvt. 

Mythos:Nachhaltiger Flugkraftstoff (Sustainable aviation fuel, SAF) setzt bei der Verbrennung in der Atmosphäre weniger CO2 frei als fossiler Kraftstoff. 

Das ist nur bedingt richtig: SAF setzt die gleiche Menge an CO2 frei wie fossiler Kraftstoff. Betrachtet man allerdings den gesamten Lebenszyklus von SAF könnte der CO2-Ausstoß um bis zu 80 Prozent verringert werden, abhängig von den Materialien und der Energie, die zur Herstellung des Kraftstoffs genutzt werden. Aber das z.B. in den USA mit dem aktuell verwendeten Energiemix hergestellte SAF könnte zwei- bis dreimal schlechter für die Umwelt sein als fossile Brennstoffe.

Mythos: Nachhaltiger Flugzeugtreibstoff wird den Schadstoffausstoß in der Luftfahrt entscheidend verringern: 
Allein in der Luftfahrtindustrie werden jeden Tag 1 Milliarde Liter Kerosin verbrannt. Bei der derzeitigen Produktionsrate wird SAF bis 2030 nur vier Prozent des Gesamtbedarfs decken.

Mythos: Moderne Technologien zur Luftreinhaltung werden alle globalen Emissionen absorbieren.
Kurzfristig ein Irrtum: Die heutigen Technologien zur Luftreinhaltung werden nur eine minimale Rolle bei der Reduzierung der weltweiten Emissionen spielen. Eine Anlage in der Schweiz absorbiert zum Beispiel pro Jahr nur 4.000 Tonnen CO2. Das entspricht der freigesetzten Menge an Emissionen von zehn Flügen auf der Strecke New York-Paris.

Mythos: Über Kompensation kann man seine reisebedingten Emissionen ausgleichen. 
Bei der heutigen Verschmutzungsrate können die natürlichen Kohlenstoffsenker wie Wälder und Ozeane nicht alle Emissionen, die in die Atmosphäre gelangen, aufnehmen. Bäume, die im Rahmen eines Aufforstungsprojekts gepflanzt werden, bräuchten bis zu 45 Jahre, um den CO2-Ausstoß eines einzigen Fluges von New York nach London zu absorbieren.

Mythos: Bäume sind die beste natürliche Ressource, um unsere Emissionen zu absorbieren.
Das stimmt nicht. Um die Strategie zum Kohlenstoffausgleich zu verbessern, sind Investitionen in andere Lösungen sinnvoll, wie zum Beispiel den Schutz der Meere. Jeder Wahl absorbiert eine beträchtliche Menge an CO2 und trägt zum Wachstum des Phytoplanktons bei. Allein das Phytoplankton absorbiert zweimal mehr CO2 als die Lebensmittelindustrie in einem Jahr ausstößt.

Mythos: Unternehmen können klimaneutral werden.
Klimaneutralität kann nur auf globaler Ebene erreicht werden, nicht von einzelnen Unternehmen. Dies ist laut der „Science-Based Target Initiative“ (SBTi) ein langfristiges Ziel, dass nur über eine drastische Reduzierung der gesamten Emissionen erreicht werden kann.

Mythos: Wir werden schon bald in mit Wasserstoff getriebenen Flugzeugen auch weitere Strecken fliegen können.
Das ist Wunschdenken. „Grüne“ Flugzeugtechnologien, wie wasserstoffbetriebene oder elektrische Flugzeuge, werden in naher Zukunft noch nicht in großem Umfang eingesetzt werden können. Es wäre ein enormer Energiebedarf für die Herstellung von Wasserstoffs oder den Betrieb der Batterien nötig und heute werden 95 Prozent des Wasserstoffs mit fossilen Brennstoffen hergestellt. 

Mythos: Alle Reisenden sollten künftig in der Economy Class fliegen.
Im Durchschnitt ist zwar das Fliegen in der Economy Class dreimal CO2-effizienter als in der Business Class. Aber das ist illusorisch, da besonders auf Langstreckenflügen auch andere Faktoren wie die Länge der Reise, das Wohlbefinden und der Komfort des Reisenden eine große Rolle spielen. Die eigentliche Priorität sollte sein, viel weniger zu reisen. 

Mythos: Flugreisen sind immer schneller und effizienter.
Das ist nur bedingt richtig: In vielen Fällen verkürzen Bahnreisen die Gesamtreisezeit und sind meistens kostengünstiger. Der Reisende kann unterwegs produktiv sein und erreicht sein Ziel ausgeruhter. Mit dem Zug zu reisen ist im Schnitt 20 mal effizienter als mit dem Flugzeug.

Mythos: Die Wahl des Hotels spielt bei Geschäftsreisen keine Rolle im Hinblick auf die Nachhaltigkeit.
Ein Irrtum: Die Art der Unterkunft hat Auswirkungen auf die Umwelt. Zum Beispiel beträgt der Wasserverbrauch in einem Hotel im Durchschnitt 500 Liter pro Zimmer und Tag. Das ist das Vierfache dessen, was ein durchschnittlicher Europäer pro Tag verbraucht. In Resorthotels steigt der Wasserverbrauch auf 1000 Liter pro Zimmer und Tag, also auf das Achtfache. Dessen sollten sich besonders Workation-Fans bewusst sein. Außerdem sind die CO2 Emissionen pro Zimmer deutlich höher in Hotels mit mehr Annehmlichkeiten wie Pools, Saunen und Restaurants.

Mythos: Die Verringerung des Fleischkonsums hat keine drastischen Auswirkungen auf die globalen Emissionen.
Wenn sich jeder Mensch auf der Erde nur vier Tage in der Woche vegetarisch ernähren würde, würde fast 1 Milliarde Tonnen CO2 einspart. Das ist so viel, wie die Luftfahrtindustrie in einem ganzen Jahr ausstößt. Denn die Emissionen aus pflanzlichen Lebensmitteln sind 10-50 mal geringer als die aus der Viehzucht.

Quelle: advito