Betroffen sind zuerst die Airlines!
Wird die im südlichen Afrika entdeckte Mutation Omikron des Corona-Virus die Reise- und Veranstaltungsindustrie in die bereits überwunden geglaubte Zeit der Verunsicherung zurückwerfen? Wird die globale Wirtschaft erneut durch Reiseverbote und Ängste ins Stottern geraten? Erste Reaktionen deuten darauf hin, obwohl viele Experten vor einer Panikreaktion warnen. 

Noch vor zwei Wochen klangen die Prognosen über die Erholung der Reiseindustrie und der Weltwirtschaft sehr optimistisch, obwohl über viele Länder gerade die vierte Pandemie-Welle hinweg rollte. Schließlich gibt es mittlerweile mehrere Impfstoffe gegen COVID-19, auch wenn (zu) viele Impfskeptiker und Querdenker bislang eine Impfung verweigert haben und die weltweite Verteilung der Impfstoffe himmelschreiend ungerecht ist. 

In dieser Situation tauchte Ende November die neue Mutation des Coronavirus auf und löste sofort vertraute, panikartige Reaktionen der politisch Verantwortlichen aus, die das Handeln der meisten Regierungen im Kampf gegen die COVID-19 Pandemie von Anfang an bestimmten. Die europäischen Länder reagierten in seltener Einigkeit: Einstellung des Flugverkehrs in die Länder im südlichen Afrika, Quarantänepflicht für Reiserückkehrer, Verschärfung der Kontaktbeschränkungen und Forcierung von Impfkampagnen. Für bereits Geimpfte wird nun der „Booster“ (die dritte Impfung) empfohlen und in Deutschland wird über eine allgemeine Impfpflicht nachgedacht (im Nachbarland Österreich wurde sie bereits beschlossen). 

Japan und Israel haben ihre Grenzen komplett geschlossen, andere Länder verschärfen die Einreisebestimmungen, so dass Reisen durch Test- und Quarantäneverpflichtungen erschwert bzw. unmöglich gemacht werden. 

Aber sind diese Reaktionen zu diesem Zeitpunkt angemessen? Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lässt sich von der Hektik anstecken und bezeichnet die Mutation Omikron als „besorgniserregend“. Dabei gibt es in der Kürze der Zeit noch keine genaueren Erkenntnisse und seriöse Wissenschaftler betonen, dass es noch Wochen dauern wird, bis sie wissen, ob die Variante ansteckender ist, ob sie schwerere Krankheiten verursacht und wie sie auf Impfstoffe anspricht.

Betroffen sind von den Maßnahmen der Politik in erster Linie die Airlines, die einen erneuten Einbruch befürchten. Gerade hatte sich ihr Geschäft durch den Abbau von Reiserestriktionen und die Öffnung der USA teilweise erholt, da werden sie wieder durch Flugverbote getroffen. Noch im August war die Zahl der kommerziellen Flüge innerhalb der EU um 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Nun geht die Angst vor neuen Verlusten um. Willie Walsh, Chef der International Air Transport Association (IATA), warf den Regierungen vor, auf die Omikron-Variante sofort mit dem „Notfallmodus“ zu reagieren. Die meisten Airline-Vertreter sehen Grenzschließungen und Quarantäneverpflichtungen nur als „letztes Mittel“ im Kampf gegen die Pandemie. 

(red)