Die Geschäftsreiseanalyse 2025 des Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) hat gezeigt, dass die Zahl der Reisen in 2024 gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent zurückgegangen ist.
Trotzdem stiegen die Kosten auf insgesamt 46,2 Mrd. Euro, das sind sogar zwei Prozent mehr als im Jahr 2023.
Geschäftsreisen haben nach dem Corona-Tief wieder einen hohen Stellenwert für die deutsche Wirtschaft. Inmitten geopolitischer Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheiten und tiefgreifender technologischer Veränderungen haben persönliche Meetings und direkte Kommunikation nach wie vor eine strategische Bedeutung für die Unternehmen. Allerdings zeigen sich auch einige deutliche Veränderungen gegenüber dem Vorjahr und vor allem gegenüber dem Vor-Corona-Vergleichsjahr 2019.
Hatte es im Jahr 2023 noch einen deutlichen Anstieg im Reiseverhalten gegeben, so musste im vergangenen Jahr ein Rückgang um acht Prozent auf 107,1 Mio. Geschäftsreisen verzeichnet werden. Im Vergleich zu 2019 ist dieser Wert fast eine Halbierung (2019: 195,4 Mio. Geschäftsreisen). Dagegen sind die Kosten explodiert. 2024 gaben deutsche Unternehmen 47,2 Mrd. Euro für Dienstreisen aus, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz der deutlich geringeren Zahl an Reisen sind die Ausgaben schon fast so hoch wie vor der Pandemie (2019: 55 Mrd. Euro).
VDR-Vizepräsidentin Inge Pirner will das auch nicht beschönigen. „Wir stellen fest, dass die Unternehmen 2024 weniger unterwegs waren, dafür aber mehr ausgegeben haben.“ Das habe zum einen mit deutlichen Preissteigerungen bei den Anbietern zu tun: Während eine Dienstreise 2019 im Schnitt 238 Euro kostete, waren es im vergangenen Jahr 439 Euro. Diese Entwicklung lässt sich aber nicht allein durch Preissteigerungen erklären, sondern steht auch für ein verändertes Reiseverhalten. Denn Unternehmen setzen stärker auf eine gezielte Planung, Termine werden gebündelt und Routen optimiert.
Eine Geschäftsreise umfasst heute mehrere Termine, Tagesreisen haben die Firmen noch weiter reduziert als schon 2023. Pirner: „Aus Kostengründen werden verschiedene Termine gebündelt. Aber Tagesreisen wurden innerdeutsch auch dadurch erschwert, dass die Airlines sehr viele innerdeutsche Strecken gestrichen haben. Wenn man auf den Zug ausweichen muss, schafft man es oft nicht an einem Tag hin und zurück.“
Ein weiterer Grund für die hohen Ausgaben ist, dass der Anteil internationaler Geschäftsreisen gestiegen ist. Im Jahr 2024 führte mehr als jede dritte Geschäftsreise (35 Prozent) ins Ausland – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert von 28 Prozent. Besonders stark ist die Konzentration auf europäische Ziele: 25 Prozent aller Geschäftsreisen fanden innerhalb Europas statt.
Die insgesamt rückläufige Zahl an Geschäftsreisen liegt nicht zuletzt an den kleinen und mittelständischen Unternehmen. Sie genehmigen Dienstreisen nur noch, wenn ein Zweck klar erkennbar ist. Dagegen blieb das Reisevolumen bei Großunternehmen konstant.
Wenig geändert haben sich die Gründe für Geschäftsreisen. Verkaufs- und Kundengespräche sind mit 31 Prozent der häufigster Anlass. Auf Rang zwei liegt die Wartung und Reparatur von Maschinen und technischen Geräten (17 %), ebenso hoch ist die Zahl der Messe- und Kongress-Teilnehmer (16 %). Am stärksten zurück gefahren wurden firmeninterne Meetings, die vor Corona 35 Prozent aller Reisen ausmachten, jetzt sind es noch 24 Prozent. In diesem Bereich wurde viel in virtuelle Meetings verlagert.
Die weitere Entwicklung des Travel Managements rückt vor allem die Bereiche Künstliche Intelligenz (KI) und Sicherheit in den Fokus. Bereits die Hälfte der Großunternehmen nutzen heute KI-Lösungen im Travel Management, bei KMU sind es derzeit 23 Prozent. Bis Ende nächsten Jahres plant die Mehrheit der Unternehmen den Einsatz entsprechender Technologien. Am häufigsten kommt KI in den Bereichen Datenmanagement, Kommunikation und Reporting zum Einsatz – mit dem Ziel, Prozesse effizienter, transparenter und anpassungsfähiger zu gestalten.
Das wichtigste Thema ist für die Unternehmen heute allerdings die Reisesicherheit. Für 92 Prozent hat sie höchste Priorität. Dabei geht das Verständnis von Travel Risk Management weit über klassische Notfallkonzepte hinaus. Compliance-Anforderungen, Cybersecurity, arbeitsmedizinische Vorsorge und Gefährdungsanalysen sind mittlerweile feste Bestandteile moderner Sicherheitskonzepte.
Firmen denken Mobilität neu – nachhaltiger, flexibler und differenzierter. Bereits 26 Prozent verfügen über eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie im Geschäftsreisemanagement, bis 2026 soll sich dieser Anteil verdoppeln. Die „Schiene“ gewinnt dabei klar an Bedeutung: 29 Prozent nutzen sie bereits für mehr als die Hälfte ihrer Inlandsreisen, 63 Prozent fördern aktiv deren Einsatz.
Auch die Bereitschaft zu längeren Reisezeiten steigt: Ganze 82 Prozent der Unternehmen nehmen bis zu drei Stunden längere Fahrzeit in Kauf, um Flugreisen zu vermeiden. Allerdings bleibt das Flugzeug in vielen Fällen alternativlos – insbesondere bei größeren Distanzen oder unter hohem Zeitdruck. Ausschlaggebend sind dabei auch geringere Kosten, bessere Anbindung sowie wachsende Nachhaltigkeitsstandards.