Mit der zunehmenden Klimakrise haben viele Unternehmen Bahnreisen in ihre Reiseprogramme aufgenommen eingebunden. In der Realität haben Travel Manager aber noch immer mit vielen Problemen zu kämpfen, wenn sie statt Flügen eine innereuropäische Bahnreise buchen wollen.
Neben dem steigenden Umweltbewusstsein gibt es weitere Gründe, die für klimafreundliche Bahnreisen sprechen – aber auch viele Hindernisse, eine Bahnreise durch mehrere europäische Länder zu buchen. Viele Firmen haben sich Nachhaltigkeit als eines der wichtigsten Ziele auf die Fahnen geschrieben. Manche nicht ganz freiwillig, sondern eher unter dem Druck der in diesem Jahr eingeführten EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD).
Außerdem wurden in Frankreich und Spanien Inlandsflüge gestrichen, zu denen es parallel ein Bahnangebot gibt. Andere Länder werden nachziehen. Schließlich spielt auch die Kostenreduzierung eine Rolle. Viele Travel Manager sind angehalten, genauer zu prüfen, ob eine Dienstreise wirklich notwendig ist, oder durch eines der während der Corona-Pandemie eingeführten Online-Meetings ersetzt werden kann.
Aber es gibt noch immer kein einheitliches europäisches Bahnnetz und vor allem keine Möglichkeit, grenzüberschreitende Zugfahrten zu buchen. Insbesondere fehlt noch immer ein länderübergreifendes Online Buchungssystem. Dazu kommt der Zeitfaktor. Es gibt erst auf wenigen Strecken durchgehende Hochgeschwindigkeitsverbindungen. Viele Firmen haben die Länge von verpflichtenden Zugfahrten begrenzt, denn auch bei der Einhaltung von Nachhaltigkeitszielen müssen die Mitarbeiter in der Lage sein, ihre geschäftlichen Aufträge zu erfüllen. In der Regel sind Bahnfahrten bis zu vier Stunden verpflichtendend, zwischen vier und sechs Stunden werden sie „dringend empfohlen“. Andere Firmen haben ein Kilometer-Limit eingeführt: Alle Strecken bis 700 Kilometer sollen mit der Bahn zurückgelegt werden, sofern es ein entsprechendes Angebot gibt. Eine Alternative könnte ein gut ausgebautes europäisches Nachtzug-System sein, an dem im Augenblick intensiv gearbeitet wird.
Noch immer gibt es bei den staatlichen und privaten Bahnbetreibern innerhalb Europas große Qualitätsunterschiede, was von den Travel Managern Überzeugungsarbeit bei ihren vielreisenden Mitarbeitern erfordert. Diese wird ihnen erleichtert, wenn die Firmenpolitik auf europäischen Flugstrecken nur noch Economy Class, bei Zugfahrten aber generell die Buchung in der Ersten Klasse erlaubt, inklusive weiterer Privilegien wie die Nutzung der Lounges an großen Bahnhöfen.
Manche Unternehmen heben bei ihrer internen Überzeugungsarbeit auch gern die Vorzüge von Bahnreisen hervor. Durch die Verbesserung des Sitzkomforts und das kostenlose WLAN-Angebot sind Zugfahrten heute zunehmend stressfreier und die Reisezeit kann zum Arbeiten genutzt werden. Dieses Mehr an Komfort wird bei der Einführung einer neuen nachhaltigen Firmenpolitik oft hervorgehoben, wenn die Mitarbeiter zuvor Billigflüge buchen mussten. In diesem Fall nehmen die Firmen sogar in Kauf, dass die Bahntickets teurer sind als (Billig-)Flugtickets.
Die schrittweise Verkehrsverlagerung vom Flug auf die Schiene hat bei allen Unternehmen zu einer deutlichen Reduzierung der CO2 Emissionen im Flugbereich geführt. Manche Travel Manager haben bei ihren Berechnungen die gesamte Strecke und Reiszeit von Büro zu Büro einbezogen, auch die zusätzlichen Kosten, die Zeit und die CO2 Emissionen, die durch den Transfer „auf der letzten Meile“ vom Bahnhof oder Flughafen zum Büro oder zum Kunden entstehen.
Wichtig ist, das bei der Verkehrsverlagerung den Mitarbeitern ein gewisser Spielraum für eigene Entscheidungen gelassen wird. Denn manchmal gibt es keine Alternativen und manchmal erfordert ein Auftrag ein schnelles Handeln. Und vor allem müssen die Mitarbeiter die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens voll mittragen, wenn sie erfolgreich umgesetzt werden sollen.
Ein weiteres Problem für eine Verhaltensänderung der Reisenden, die selbst alternativ ein Flug- oder Bahnticket buchen können, ist das Fehlen eines Algorithmus in den Online-Buchungstools (OBT), der die Suchergebnisse nach CO2-Emissionen sortiert und nicht nach dem Preis. Erst wenn dies vorhanden ist, werden sich mehr Mitarbeiter für die klimafreundlichere Option entscheiden.
(red)