Die COVID-19 Pandemie hat viele Branchen verändert. Besonders hart getroffen wurden die Fluggesellschaften und die Reiseindustrie im Allgemeinen. Insbesondere der Zusammenbruch des Geschäftsreisemarktes hat die Airlines in eine tiefe Krise gestürzt, denn auch wenn Geschäftsreisende nur einen kleinen Teil ihrer Kundschaft ausmachten, spielten sie den Fluggesellschaften das meiste Geld in die Kasse.

Im nächsten Jahr erwarten die meisten Airlines eine Erholung des Geschäfts, darauf deuten angeblich viele Anzeichen hin. Es wird sich zeigen, ob dies nicht reines Wunschdenken ist. Denn der Geschäftsreisemarkt wird insgesamt schrumpfen, da neue Technologien zumindest einen Teil der Trips überflüssig machen werden. Zudem macht ein gestiegenes Umweltbewusstsein das Fliegen für viele Menschen nicht gerade attraktiver. 

Es liegt also auf der Hand, dass sich Fluggesellschaften dem wandelnden Bedürfnissen anpassen und ihre Strategien und Angebote verändern müssen. Der frühere Chef von Spirit Airlines und heutige Fachjournalist Ben Baldanza hat fünf Bereiche identifiziert, in denen Fluggesellschaften sich wandeln müssen:

  1. Treueprogramme sind für Fluggesellschaften wichtig zur Kundenbindung und damit auch ein wichtiger finanzieller Faktor. Sie generierten für die Airlines und die mit ihnen verbundenen Kreditkartenpartner gute Einnahmen, da sie die Reisenden dazu veranlassten, ihre Buchungen auf ein oder zwei Gesellschaften zu konzentrieren. Allerdings waren die Programme für Vielreisende konzipiert, so dass nur eine Minderheit aller Reisenden aktiv daran teilnahmen. Da die Rückkehr der Geschäftsreisenden ungewiss ist, müssen die Programme neu ausgerichtet werden und auch für weniger häufig Reisende einen Mehrwert bieten. So könnten die Airlines einen Teil des verlorenen Geschäftsvolumens im Business Travel Markt wieder ausgleichen.
  2. Einzelne, auch große Fluggesellschaften werden noch mehr von Partnern innerhalb der Luftfahrtallianzen abhängig sein. Auch wenn die Zahl der Fluggäste insgesamt sinkt, wollen vor allem die wichtigen Geschäftsreisenden bequem und nahtlos alle Ziele weltweit erreichen. Ein dafür erforderliches Netz kann keine einzelne Airline anbieten, das ist nur gemeinsam mit Partnergesellschaften möglich. Auch die großen Airlines müssen dann keine unrentablen Punkt-zu-Punkt-Routen fliegen, sondern können sich auf die Verbindung der großen Drehkreuze konzentrieren. Auch die gemeinsame Abfertigung der Passagiere senkt die Kosten für jede einzelne Fluggesellschaft. 
  3. Die großen Airlines werden ihre Drehkreuze weiter stärken und ausbauen, anstatt wie in den letzten Jahren zu versuchen, an den Drehkreuz der Konkurrenz Fuß zu fassen. Das ist finanziell zu aufwändig und bringt keinen Gewinn. Es liegt daran, dass die wirtschaftliche Bedeutung einer Drehkreuzdominanz beträchtlich ist, da die Fluggesellschaften einen höheren Anteil am Verkehrsaufkommen des Drehkreuzes gewinnen können als sie an Kapital einbringen. Durch mehr Verbindungen vom Drehkreuz in kleinere Märkte stärken sie den Zubringerverkehr und erhöhen ihre Gewinne, zugleich machen sie sich damit unabhängiger vom Preiskampf mit Billigfliegern auf den Rennstrecken. 
  4. Die Airlines werden gezwungen sein, ihre Sitzkonfiguration zu überdenken, der neuen Nachfrage besser gerecht wird, d. h. weniger Sitze in der Business Class und mehr Sitze in der Touristenklasse. Denn der Geschäftsreiseverkehr wird sich nur langsam und wahrscheinlich auch nicht vollständig erholen, da viele Firmen ihre Reiseausgaben überdenken und verstärkt auf Videokonferenzen setzen werden. Da es also weniger Vollzahler für die Business Class geben wird und die Gesamtkosten pro Sitzplatz gesenkt werden müssen, werden sich Fluggesellschaften möglicherweise für eine Umstrukturierung entscheiden. Diese Entscheidung erfordert einen gewissen Kapitalaufwand und Zeit für die Umstellung. Da aber die Gesamtzahl der Sitze steigen würde, würden die Kosten pro Sitzplatz sinken. 
  5. Neben den Treibstoffkosten sind Gehälter und Sozialleistungen der größte Kostenblock einer Fluggesellschaft. 50 Prozent dieser Kosten entfallen auf die Piloten, ein Bereich, den die Fluggesellschaften nicht auslagern können, sowohl aufgrund der Tarifverträge als auch aus praktischen Gründen. Andere Bereiche, darunter die Wartung und die meisten Flughafenfunktionen, können allerdings an andere Firmen ausgelagert werden. Diese setzen ihre Mitarbeiter kostengünstiger und effizienter ein. Auch Verwaltungsfunktionen wie IT und Buchhaltung können ausgelagert werden, um die Arbeitskosten zu senken.

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