PhocusWire, der Online-Nachrichtendienst für Wirtschafts-, Finanz- und Technologiethemen, hat festgestellt, dass sich während der COVID-19-Pandemie hinter den Kulissen der Reiseindustrie neue Zahlungstrends entwickelt haben.
Eine der interessantesten Veränderungen der letzten Zeit ist demnach die zunehmende Konvergenz von Finanztechnologie (Fintech) und Reiseindustrie.
PhocusWire prognostiziert vier Trends, die die Reise-Fintech-Beziehungen im nächsten Jahr prägen werden:
1 Open Banking schafft neue B2B-Zahlungsoptionen
Open Banking bedeutet, dass Menschen oder Firmen ihre Bankdaten mit Drittunternehmen teilen, die Mehrwertdienste anbieten. Diese Änderung wird bald neue Möglichkeiten für Reiseverkäufer eröffnen, die Zahlungen an Anbieter wie Fluggesellschaften leisten. Heute können Verkäufer mit branchenüblichen Abrechnungsverfahren, Kreditkarten oder virtuellen Karten zahlen. Mit Open Banking wird eine vierte wichtige B2B-Zahlungsmethode im Reiseverkehr eingeführt: direkte Bank-zu-Bank-Zahlungen zwischen Verkäufer und Anbieter.
Bald werden Verkäufer auch „Payment Initiation Service Provider“ (PISP) nutzen, die eine Transaktion von einem Privat- oder Geschäftskonto aus veranlassen, ohne dass der Kontoinhaber dies selbst tun muss. Sie können direkt von ihrem Bankkonto aus über die etablierten Bankschienen zahlen, die sowohl kostengünstig als auch vertrauenswürdig sind. Es eignet sich besonders gut für Verkäufer und Anbieter, die in großem Umfang zusammenarbeiten, wo die Größenvorteile attraktiv sind und das Vertrauen bereits vorhanden ist. Die Abwicklung ist schnell und zuverlässig. Aber sie ist nicht für jede Zahlung geeignet. Dadurch werden Karten nicht verschwinden, die einen soliden Ausfallschutz sowie Streitbeilegungsdienste bieten.
2 Reiseunternehmen bieten selbst Fintech-Dienstleistungen an
Die spannendste Veränderung ist die Möglichkeit für Reiseunternehmen, ihren Kunden selbst Finanzdienstleistungen anzubieten. Co-Branding-Karten von Fluggesellschaften sind seit vielen Jahren ein erfolgreiches Mittel zur Kundenbindung, aber mit neuen eingebetteten Banktechnologien kann die Branche den Umfang ihres Finanzdienstleistungsangebots erweitern.
Noch vor ein paar Jahren wäre die Komplexität für die meisten Reiseunternehmen zu groß gewesen, heute befinden sich Fluggesellschaften, Hotels und Reisebüros in einer guten Position, um in diesen margenstarken Bereich einzudringen, da sie ihre Kundenbindungsprogramme so anpassen können, dass Anreize für die Nutzung ihrer Finanzdienstleistungen geschaffen werden.
3 Jetzt kaufen, später bezahlen im Reiseverkehr
„Jetzt kaufen, später bezahlen“ (BNPL) ist bereits eine wichtige Zahlungsmethode im Einzelhandel. Durch eine schnelle Risikobewertung des Kunden kann ein Händler (oder sein BNPL-Anbieter) entscheiden, eine Kreditlinie zu gewähren, so dass der Kunde in mehreren Raten zahlt. Für Reisende ist die BNPL-Option schneller und einfacher als die Beantragung eines herkömmlichen Kredits.
Für Reiseveranstalter liegt die eigentliche Chance im Produkt-Upselling. Wenn der Reisende über einen flexiblen Kredit verfügt, kann er es sich leisten, einen höherwertigen Kauf zu tätigen oder mehr Zusatzleistungen in Anspruch zu nehmen.
Das Angebot einer solchen Zahlungsmethode ist jedoch nicht ohne Risiko. Reiseunternehmen müssen das Risiko für ihre Marke bedenken, das sich daraus ergeben könnte, dass ein BNPL-Partner Reisenden, die bereits hoch verschuldet sind, aggressiv Kredite anbietet. Amadeus berät daher seine Kunden bei der Entwicklung von BNPL-Strategien, bei denen eine verantwortungsvolle Kreditvergabe im Vordergrund steht.
4 Reibungslose Zahlungen
Wie kann der Zahlungsverkehr einen echten Mehrwert für die Reisebranche schaffen? Wenn der Reisende digital, einfach und schnell bezahlen kann, wird seine Zufriedenheit verbessert, seine Treue gestärkt und er wird durch die einfache Zahlungsabwicklung dazu gebracht, mehr Käufe während der gesamten Reise zu tätigen.
Dem Reisenden muss ein besonderes Zahlungserlebnis während der gesamten Reise von der Buchung bis hin zum Zielort geboten werden. In den letzten Jahren sind mehrere Paytech-Innovationen entwickelt worden, die diese Bedingungen erfüllen:
- „Tokenization“ ermöglicht es den Händlern, die Zahlungsdaten ihrer Kunden zu verschlüsseln und sicher in ihren eigenen Systemen zu speichern, um sie später zu verwenden.
- „Merchant Initiated Transactions“ bedeutet, dass sich Reisende nur einmal authentifizieren müssen und nachfolgende Zahlungen unsichtbar im Hintergrund ablaufen können, da der Händler die Zahlungsinformationen, die der Reisende ihm zur sicheren Speicherung überlässt, wiederverwenden kann.
- Bei der „Digitalisierung der letzten Meile“ kommen Techniken wie QR-Codes oder „Pay by Link“ zum Einsatz, die sich dazu eignen, Prozesse wie Chip und Pin auf E-Commerce-Zahlungen umzustellen, auch an der Hotelrezeption oder beim Check-in am Flughafen.