„Soziales Kaufen ist im Kommen,“ sagt Rosie Ferguson, Geschäftsführerin von House of St. Barnabas im Londoner Stadtteil Soho. Der Mitgliederclub in dem Haus kann ganz oder teilweise als Tagungsort gemietet werden. Das Besondere: Das House of St. Barnabas ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die Obdachlose unterstützt. 

2021 haben immer mehr Unternehmen eine Mitgliedschaft erworben und dort getagt. Der Gedanke, gleichzeitig zu tagen und Gutes zu tun, scheint viele Firmen anzuziehen. 

Die gleiche Erfahrung hat man auch im Good Hotel London gemacht, das Langzeitarbeitslose ausbildet und dessen sämtliche Gewinne an die gemeinnützige Stiftung „Niños de Guatemala“ gehen. Das soziale Engagement des Hotels und anderer Anbieter in der Reisebranche ist für eine noch kleine Gruppe von Travel Managern großer Unternehmen der ausschlaggebende Grund, speziell mit ihnen zusammen zu arbeiten. Während der letzten Business Traveller Show Europe in London wohnte beispielsweise Emma Eaton, Travel Commodity Manager von Siemens UK, in dem schwimmenden Hotel neben dem Ausstellungszentrum ExCel. Sie hat das Good Hotel in die Liste der bevorzugten Hotelpartner von Siemens aufgenommen, weil es einerseits die Qualitäts- und Preisstandards von Siemens erfüllt, anderseits aber auch ein soziales Unternehmen ist. 

Soziale Unternehmen definieren sich dadurch, dass sie mindestens 50 Prozent oder wie im Fall der Good Group sogar 100 Prozent ihrer Gewinne für gemeinnützige Zwecke abführen, zum Beispiel für die Ausbildung und Unterstützung benachteiligte Menschen. Eaton wie auch ihre Kollegin Faye Carter von Deloitte vertreten zwei von insgesamt 30 Großkonzernen, die sich der „Buying Social Corporate Challenge“ angeschlossen haben. Ihr Ziel ist es, dass die Mitglieder jährlich 1 Milliarde Pfund in der Zusammenarbeit mit sozialen Unternehmen ausgeben. „Wir nutzen unsere finanziellen Möglichkeiten, um unser Einkaufsvolumen auf die vielen wunderbaren Organisationen zu steuern, die das Leben von notleidenden Menschen verbessern wollen,“ erklärt Eaton. Sie fühle sich geradezu verpflichtet, etwas Gutes für die Gesellschaft zu tun. Seit zwei Jahren setze sich das gesamte Team der Supply-Chain von Siemens UK aktiv für den sozialen Einkauf ein. In den letzten sechs Monaten habe sich das Ganze ziemlich beschleunigt.

Deloitte hat schon mit der „Connection Crew“, die Obdachlose beschäftigt, ausbildet und unterstützt, beim Bau von Bühnen auf Veranstaltungen zusammen gearbeitet. In der Vorweihnachtszeit hat Deloitte die „Luminary Bakery“, die sozial benachteiligte Frauen ausbildet und beschäftigt, für eine virtuelle Backaktion engagiert. Laut Carter sollen die Ausgaben für soziale Unternehmen im nächsten Jahr weiter erhöht werden.

Emma Eaton bedauert, dass das soziale Engagement beim Einkauf von Reisen und Meetings eine so große Herausforderung darstellt. Denn es gäbe heute keine Fluggesellschaften, Bahnbetreiber oder Autovermieter, die soziale Unternehmen sind. Bislang könne sie nur zwei Hotels in diesem Sinn nutzen, außerdem eine größere Zahl von Veranstaltungsorten. Sie will als Einkäufer den Fokus nun verstärkt auf die Sekundär-Lieferanten (von Getränken, Kaffee, Toilettenartikeln, Schreibwaren oder Pflanzen) richten. In ihrer Hotelausschreibung für 2022 hat sie den sozialen Einkauf in den Vordergrund gestellt und wird ihn zu ihrem Hauptentscheidungskriterium machen.

Über das Thema berichtete zuerst das Magazin Business Travel News (BTN).

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