ITB Berlin und Statista Q blicken auf dem ITB Berlin Kongress (8. – 10. März) gemeinsam ins Reisejahr 2022 und in die Zukunft der Tourismusbranche. 

Bereits 2021 war eine deutliche Entspannung spürbar: 36 Prozent Umsatzwachstum im Vergleich zu 2020. Die Branche setzte im vergangenen Jahr, laut Mobility Market Outlook (MMO) von Statista, global rund 260 Mrd. Euro um. In diesem Jahr werden es voraussichtlich mehr als 353 Mrd. Euro sein: mit 46 Prozent das stärkste jährliche Wachstum der letzten Jahre. Bis zur vollständigen Erholung dauert es den Experten des MMO zufolge bis 2024. 

Die Corona-Pandemie hat das Reiseverhalten der vergangenen zwei Jahre maßgeblich beeinflusst und wird das auch in den kommenden Jahren tun. Doch welche Entwicklungen und Trends sind von Dauer? Im Global Consumer Survey (GCS) von Statista aus dem Februar 2022 mit mehr als 2.000 Befragten zeigt sich, welche Trends aus dem Markt kommen und wie diese einzuschätzen sind.

Flexibilität ist seit Pandemiebeginn grundlegend für den Tourismus. Während die Mehrheit der Reisenden in Deutschland bei internationalen Reisen 2019 noch eine Entscheidungszeit über 3 Monaten brauchte, entscheiden sich mittlerweile 28 Prozent der Touristen innerhalb von 1-3 Monaten und knapp ein Viertel sogar weniger als vier Wochen vor Reiseantritt. Die Relevanz von Reiserücktrittsversicherungen ist im Vor-Corona-Vergleich um fast 10 Prozent gestiegen, die von Reiseabbruchsversicherungen sogar um über 20 Prozent. Der Kundenwunsch nach Flexibilität drückt sich auch darin aus, dass die Nutzung von Online-Buchungs-Apps um über 40 Prozent im Vergleich mit 2019 zugenommen hat. 

Durch Covid befindet sich der Binnentourismus im Höhenflug: Während der Anteil an den Übernachtungen deutscher Gäste im Juni 2019 nach Daten von DESTATIS bei 84 Prozent lag, betrug er sowohl im Juni 2020 und 2021 94 Prozent. Obwohl die Rückkehr ausländischer Touristen diesen Anteil senken wird, ist vor allem bei den unter-30-Jährigen eine eindeutige Veränderung sichtbar. Der GCS zeigt: Deutschlandreisen sind beliebter denn je. Auch im nächsten Jahr wollen über 38 Prozent der Reisenden unter 30 Jahren eine Inlandsreise machen, Insgesamt planen das 72 Prozent der Deutschen. Während 12 Prozent als Grund Nachhaltigkeit angeben, sind 37 Prozent der Meinung, dass Deutschland-Urlaub ebenso aufregend wie eine Auslandsreise sein kann.

Über die Hälfte aller Reisenden ist eigenen Angaben zufolge für zukünftige Reisen an neuer Technologie interessiert. Smart-Home-Geräte sind für 21 Prozent der Touristen aus Deutschland, den USA und Großbritannien interessant, etwas weniger beschäftigen sich mit Erkennungstechnologie, virtueller Realität und individualisierten Reiseempfehlungen durch Künstliche Intelligenz. 

Vor allem für Teile der urbanen Bevölkerung entwickelt sich neben den klassischen Reiseformaten Urlaub, Familienbesuch oder Sightseeing ein neuer Reisegrund: das Arbeiten. „Working from anywhere“ oder auch „Workation“ genannt. Dieses Konzept wurde im letzten Sommer durch Sundar Pichai, CEO von Google, einer breiteren Masse bekannt, indem er in einer veröffentlichten E-Mail verkündete, jedem Mitarbeitenden stünden bis zu vier Wochen „Workation“ zu. Das weltweite Online-Suchvolumen hat sich seitdem mehr als verdoppelt. Dadurch könnte sich eine neue Kundengruppe entwickeln, die mit völlig neuen Bedürfnissen und einem Geschäftsreise-untypischen Verhalten neue Potenziale entstehen lassen können.

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