In Krisenzeiten wie der aktuellen Corona-Pandemie sind Führungskräfte in vielen Unternehmen schneller bereit, Integrität für kurzfristigen finanziellen Gewinn zu opfern. Sie vernachlässigen dann persönliche Verhaltensstandards. 

Zu diesem Schluss kommt das Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) in seinem „Global Integrity Report 2020“. 

„Unsere Untersuchungen zeigen, dass mit dem Rang eines Mitarbeiters auch die Wahrscheinlichkeit unethischen Verhaltens steigt“, so Stefan Heissner, Leiter der forensischen und Integritätsdienste bei EY. Leitende Mitarbeiter seien eher bereit, unethisches Verhalten zu rechtfertigen, darunter das Hinwegsehen über unethisches Handeln in ihrem Team, die Irreführung von externen Parteien wie Wirtschaftsprüfern oder Aufsichtsbehörden oder das Anbieten beziehungsweise Annehmen von Bestechungsgeldern, um die eigene Karriere voranzutreiben oder das eigene Gehalt aufzubessern. Das sei besorgniserregend, da Führungskräfte für die Grundeinstellung in ihren Unternehmen verantwortlich sind und die Verhaltensstandards festlegen.

In der EY-Umfrage gaben 41 Prozent der befragten Führungskräfte an, dass unethisches Verhalten in ihrem Unternehmen oft toleriert wird, wenn es sich bei den beteiligten Personen um leitende Mitarbeiter oder Leistungsträger des Unternehmens handelt. Und jeder zweite (51 %) war sicher, dass es solche Fälle im eigenen Unternehmen gibt.

Deutlich über die Hälfte der Befragten (59 Prozent) war der Meinung, dass es schwierig für Unternehmen ist, in Zeiten schnellen Wandels oder unter schwierigen Marktbedingungen ihre Integritätsstandards aufrechtzuerhalten. Von den Befragten in aufstrebenden Märkten sind sogar 63 Prozent dieser Meinung. 21 Prozent der Teilnehmer sind zudem der Ansicht, dass sich das ethische Geschäftsverhalten im Zuge von COVID-19 noch verschlechtern wird. 

Das hat teilweise fatale Folgen. Nur 58 Prozent der Nachwuchskräfte denken beispielsweise, dass Mitarbeiter in ihrem Unternehmen Fehlverhalten im Arbeitsalltag melden können, ohne mit negativen Konsequenzen für sich selbst rechnen zu müssen. 

Link zur EY-Studie: Global Integrity Report