Fraunhofer-Studie: Nach Corona alles beim Alten? Die Pandemie hat unseren (Arbeits)Alltag zeitweise stark verändert, und damit auch unser Mobilitätsverhalten.
Keine Fahrten mit dem Auto zur Arbeit, innerstädtisch der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel, im Urlaub keine weiten Flugreisen. Aber wie sieht es jetzt, über ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie aus? Hat sich das Mobilitätsverhalten durch den Lockdown dauerhaft geändert oder kehren die Deutschen zu den alten Gewohnheiten zurück?
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat in einer Studie herausgefunden, dass von einer Mobilitätswende keine Rede sein kann. Es gab zwei Umfragen, im August 2020 sowie im April 2021, über die private und berufsbezogene Nutzung von Verkehrsmitteln, konzentriert auf Bewohner von Großstädten, wo ein Umstieg auf alternative Verkehrsmittel besonders leicht machbar ist.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Schon im August 2020 erwarteten rund 70 Prozent der Befragten nach Corona keine Veränderungen bei der berufsbezogenen Mobilität, also bei Fahrten zur Arbeit und Dienstreisen. Dieser Anteil blieb 2021 nahezu unverändert. Bei der privaten Mobilität wird sogar ein Anstieg der Pkw-Nutzung erwartet.
Dr. Johannes Schuler, am Fraunhofer ISI im Competence Center Nachhaltigkeit und Infrastruktursysteme u. a. Experte für Mobilitätsfragen, ist nicht überrascht. Die Erwartungen hinsichtlich einer Mobilitätsrevolution durch die Corona-Pandemie seien wohl zu optimistisch gewesen. „Wenn bereits jetzt während der Pandemie so viele Menschen angeben, wieder zu alten Mustern zurückkehren zu wollen, ist das kein gutes Zeichen für die Mobilitätswende. Es wird weiter strenge Push-out-Maßnahmen brauchen, um die Mobilität in Großstädten zu verändern.“ Laut Schuler haben während der Pandemie viele Menschen Ausflüge und Fernreisen vermisst – nicht zuletzt deshalb gaben 38 Prozent der Befragten ein Jahr nach Beginn der Pandemie an, dass Mobilität sie einfach glücklich macht.
